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Zweihänder, 1596/1605 (Oberhausmuseum Passau).
Copyright: Oberhausmuseum Passau

Salz als Kriegsgrund

 

Mit der Parole "Kein Blut für Öl!" wurde gegen die Golfkriege des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts protestiert. 400 Jahre zuvor wäre dagegen „Blut für Salz!“ als kriegerischer Slogan durchaus denkbar gewesen: 1611 entbrennt der sogenannte Salzkrieg im sogenannten Salz-Dreieck Bad Reichenhall (Herzogtum Bayern), Dürrnberg und Hallein (Salzburger Erzbistum) und Berchtesgaden (Fürstpropstei).

 

Der Wert, den Salz hatte, lässt sich nur vor dem Hintergrund der damaligen ökonomischen Rahmenbedingungen verstehen: Salz war unverzichtbar zum Konservieren vieler Lebensmittel. Dies wiederum war Voraussetzung, um saisonale und wirtschaftliche Mangelzeiten zu überbrücken. Ohne Salz also keine Vorräte - und ohne diese „mündete jede Missernte zwangsläufig in Not und Tod. Mit diesem Wissen um den überragenden Wert des Salzes haftete folglich jedem Ort der Salzgewinnung das Attribut der Macht an.“ (Lang, Johannes: Drei Länder - Drei Strategien. Sole und Holz: Ressourcen als Mittel der Salinen-Konkurrenz in Bayern, Salzburg und Berchtesgaden, S. 1. )

 

Das bayerisch-herzogliche Reichenhall hatte im Mittelalter eine regionale Monopolstellung bei Salzgewinnung und -handel inne. Ende des 12. Jahrhunderts startete die Salzgewinnung in Hallein und Berchtesgaden. Später konsolidiert als geistliche Länder, etablierten sich das Erzbistum Salzburg mit Hallein und die Fürstprobstei Berchtesgaden als "Player" am Markt. Nachdem der Abbau in Hallein durch die neuartige Fördertechnik des Sinkwerkverfahrens effizienter wurde und der Salzburger Erzbischof Reichenhall durch Angriff zerstört hatte, gewann Salzburg die Oberhand. Halleiner Salz beherrschte nunmehr den Markt und Salzburg die Handelswege über Salzach, Inn und Donau.

 

In den letzten zwei Dekaden des 16. Jahrhunderts wurde der Markt von Salz aus den erzbischöflichen Halleiner Salinen regelrecht überschwemmt. Herzog Maximilian I. von Bayern reagierte mit einem 100-prozentigen Mautaufschlag auf Halleiner Salz. Dies veranlasste den Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1611 zu einer Kriegshandlung: Die bayerische Fürstprobstei Berchtesgaden wurde durch Salzburger Truppen besetzt. Der Bayernherzog nahm dies zum Anlass, die Burg Tittmoning anzugreifen (ohne Erfolg, aber unter starker Beschädigung der Burg) und mit bayerischen Truppen Salzburg einzunehmen. 

 

Dann wurde verhandelt – mit dem Ergebnis, dass Zwangsverträge zu Ungunsten Salzburgs für eine regionale Verlagerung des Salzhandel sorgten und Halleiner Salz in Folge einen massiven Preisverfall erlitt. Das siegreiche Bayern konnte nun Streitigkeiten um Zölle und Halleiner Bergwerk-Erträge ein Ende setzen, den Handel auf der Salzach kontrollieren und seinen Einfluss auf Berchtesgaden stärken.