Kontrast
Schriftgröße
Kontrast
Schriftgröße
3D Modell wird geladen

Niederbayerische Herzogsburgen im 15. und 16. Jahrhundert II

Die „Reichen“ Herzöge von Bayern-Landshut (1392–1505) führten diese Bezeichnung nicht umsonst. Der sprichwörtliche Reichtum diente der Darstellung von Macht, der Ausbau weithin sichtbarer Residenzen deren Repräsentation. Den in den Residenzen verwahrte Reichtum galt es mit allen Mitteln zu schützen, weswegen repräsentativer und fortifikatorischer Ausbau Hand in Hand verliefen.

 

Burg Trausnitz in Landshut war die wichtigste Residenz der Reichen Herzöge. Bereits der noch ganz Bayern regierende Ludwig I. hatte hier ab 1204 wahrscheinlich anstelle eines noch älteren Wachturms eine Residenz errichtet. Der niederbayerische Herzog Heinrich XIII. baute sie in den Jahren 1255–1290 aus. Es entstanden die Kernbauten der heutigen Anlage: Fürstenbau, Alte Dürnitz und Damenstock. Die Reichen Herzögen errichteten unter anderem den repräsentativen „Wittelsbacherturm“ (wohl an der Stelle des bisherigen Bergfrieds). Sie sorgten ab 1456 auch für den Ausbau der Burgbefestigung, der Zwingeranlagen und der Außenwerke, einschließlich des mit zwei Flankierungstürmen versehenen Außentors.

 

Analog verlief die Entwicklung in der zweiten Residenz in Burghausen. Auch hier hatten die Wittelsbacher Vorgängerbauten im 13. Jh. zur Festung ausgebaut. Heinrich XIII. erhob sie nach Landshut zur zweiten Residenz und errichtete die Hauptburg mit Bergfried, Pallas, Dürnitz, Kemenate und Innerer Burgkapelle. Die Reichen Herzöge setzten den Ausbau fort.

Insbesondere Georg der Reiche (1479–1503) und sein Hofbaumeister Ulrich Pesnitzer erweiterten die Anlage im Sinne moderner Artillerieverteidigung mit Rondellen, befestigten Toren, Zwingeranlage und Vorburgen. Es entstand die heute nicht erhaltene „Schütt“ an der östlichen Angriffseite der Burg, eine Befestigung mit Bastionen, Hornwerken, Kasematten und Erdschanzen. Auf dem nahen Eggenberg errichtete Pesnitzer eine eigene ausgelagerte, mit der Burg durch eine Mauer verbundene Festung.

Im Zentrum all dieser Verteidigungswerke richtete Georg der Reiche 1484 seine Schatzkammer ein. Die Erzählung, dass man nach dem Tod des Herzogs und dem Streit um sein Erbe 70 mehrspännig beladene Wagen benötigte, um die Burghauser Schätze abzutransportieren, sind zwar Legende. Sie zeugen aber davon, wie erfolgreich die Herzöge von Bayern-Landshut mit ihrem sagenhaften Reichtum zu repräsentieren wussten.

 

Die Zusammengehörigkeit der unter Georg dem Reichen und seinem Festungsbaumeister Ulrich Pesnitzer ausgebauten Burganlagen zeigt sich auch in wehrtechnischen Gemeinsamkeiten. Zwischen 1497 und 1503 war der Herzog Eigentümer von Neuburg am Inn. Der originalgetreu rekonstruierte hölzerne Wehrschirm an der sogenannten Rohrbach-Bastei weist auffällige Ähnlichkeiten zum Haupttor der Burghauser Kernburg von Pesnitzer auf.

 

Georg der Reiche war ebenso Herr der Burg Rattenberg in Tirol. Erst nach dem Landshuter Erbfolgekrieg kam diese zusammen mit Kufstein und Kitzbühel an den Habsburger Kaiser Maximilian I. Auf Georg und seinem Baumeister Pesnitzer geht der erste Ausbau des vorgelagerten Batterieturmes zurück, der auf neue Entwicklungen in der Artillerietechnik reagierte. Die gesamte Anlage lässt sich sehr gut mit dem gleichfalls unter Georg ausgebauten Eggenbergturm in Burghausen vergleichen.