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Rossstirn (Oberhausmuseum Passau).
Copyright: Oberhausmuseum Passau

Niederbayerische Herzogsburgen im 15. und 16. Jahrhundert I

Im Herzogtum Bayern bestand bis 1506 keine sogenannte Primogenitur. Das heißt: das Territorium wurde nicht ungeteilt an den jeweils Erstgeborenen vererbt, sondern immer wieder unter verschiedenen Nachkommen aufgeteilt. In der Folge gab es in den immer wieder neu zugeschnittenen Landesteilen eine ganze Reihe von Herzogsitzen, die bei späteren Zusammenlegungen häufig zu Amtssitzen, beispielsweise eines Rentamtes wurden. Auch innerhalb der Landesteile entstanden mehrere Residenzen, die den jeweiligen Teilherzögen zur Ausübung ihrer Herrschaft und zur Repräsentation dienten.

Ein wichtiges Teilherzogtum war das von 1353–1425 bestehende Straubing-Holland. „Holland“ stand tatsächlich für die niederbayerische Regentschaft in den niederländischen Grafschaften Hennegau, Holland, Zeeland und Friesland. Die beiden rund 800 km auseinanderliegenden Landesteile mussten mit entsprechenden Hofhaltungen ausgestattet werden.
Herzog Albrecht I. betonte die Bedeutung der Residenzstadt Straubing, als er im Jahr 1356 mit dem Neubau der Straubinger Herzogsburg begann, die zugleich als „wehrhafte Residenz und Verwaltungszentrale“ diente. Der 400 qm große Rittersaal ist einer der größten Festsäle dieser Zeit. Der offene Dachstuhl in Gestalt eines umgedrehten Schiffsrumpfes hat nicht umsonst starke Änhlichkeiten mit seinem Pendant in der zweiten Hauptresidenz in Den Haag, der bis heute dem holländischen Königshaus für Repräsentationszwecke dient.

Innerhalb des sogenannten „Straubinger Ländchens“ bildete die Stadt Dingolfing einen wichtigen Vorposten des Herzogstums in Nachbarschaft zur Residenzstadt der Herzöge von Niederbayern-Landshut.
Um 1410/20 errichtete Herzog Johann III. hier einen neuen Kastenhof. Als der Ort später zu Niederbayern-Landshut kam, nahmen hier auch Herzöge selbst und sogar Kaiser Friedrich III. Quartier. Auch an diesem Bauwerk kann man die Beziehungen nach Holland deutlich nachvollziehen. Die Fassade mit dem markanten Stufengiebel zeigt Anklänge an holländische Backsteingotik, wie beispielsweise das in der gleichen Zeit entstandene Rathaus von Doesburg in Holland.