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Hohlmaß (Oberhausmuseum Passau).
Copyright: Oberhausmuseum Passau

Repräsentative Getreidekästen

Gerade an bayerischen Herzogsitzen des späten Mittelalters spielten Getreidekästen eine große Rolle.
Sie bildeten oft eine untrennbare Einheit mit den Wohn- und Amtsräumen und hatten entsprechende Repräsentationsfunktion.

Der Herzogskasten in Dingolfing besteht aus einem Kastenamtsgebäude mit repräsentativem Treppengiebel und Zierzinnen zu Straßenseite und Getreidekasten im Hofraum. Herzog Johann III. von Straubing-Holland (reg. 1417–1425) hatte das Hauptgebäude für seine Hofhaltung errichtet (daher die Anklänge an holländische Backsteingotik). Der Getreidekasten wurde 1477 entlang der bestehenden Stadtmauer erbaut, deren Wehrgang durch den Kasten weiterläuft. Baulich steht er mit dem Hauptgebäude in Verbindung. Im späten 15. Jahrhundert diente dieses häufig als Unterkunft für die Reichen Herzöge von Niederbayern und ihre hochrangigen Gäste. Erst 1603 verkaufte es Herzog Maximilian.

In Wasserburg am Inn hatte man bereits 1415 einen ersten Kasten erbaut. Nach dem Übergang der Stadt an das Herzogtum Bayern-Landshut 1447 machten es die Herzöge neben Burghausen, Ingolstadt, Landshut und Weiden zu einem neuen Rentamtssitz. Hier wurden die grundherrschaftlichen Abgaben vom Rentmeister, Pfleger, Richter und Kastner gesammelt und verwaltet. Die einstige Residenz erhielt den Charakter einer Amtsburg.

Pfleg- und Kastenamt blieben auch nach dem Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05) und dem Übergang Wasserburgs an die Münchner Herzogslinie erhalten. Herzog Wilhelm IV. baute die Residenz aus und errichtete unter anderem ab 1526 den Kornkasten in Teilen neu. Das stattliche Gebäude und vor allem das an der Außenseite angebrachte Wappenprogramm zeigen, dass es sich keineswegs nur um einen Zweckbau handelte, sondern dass er wesentlicher Bestandteil der herzoglichen Repräsentation am Amtssitz in Wasserburg war.